Unsere Geschichte


Dass diese kleine Gruppe von Menschen für vier volle Monate nahe einem Naturschutzgebiet ohne Netz zusammen kamen, war so nie geplant.
Vielmehr entschieden es die Umstände für uns. Aus einem kurzen Treffen wurden dank Kurzarbeit zwei Wochen, dann drei, ein Monat … Ihr wisst wie es weiter geht. Mit jedem wöchentlichen Spaziergang zu dem einzigen Ort mit Empfang - dem sogenannten “Handy-Felsen” - erfuhr ich, dass ich noch eine weitere Woche frei haben werde.
Innerhalb dieses Totalausstieges aus meinem gewohnten Leben entstand zwischen uns die Idee.

2020 saßen vier Menschen einer kleinen Gemeinschaft bei einem nächtlichen Lagerfeuer zusammen.
Das typische und meist auch tatenlose Gespräch über die Welt und was sie braucht zog sich. Einige schweiften mit ihrer Aufmerksamkeit langsam aber sicher ab und hatten Schwierigkeiten, dem Gespräch mit Interesse zu folgen, bis eine Person die Fragen in den Raum warf: „Was interessiert und betrifft uns vier gerade jetzt und nur in dieser Konstellation?“ und „Welches Gespräch kann nur zwischen uns Vieren zustande kommen und verbindet uns alle?“
Zu dieser Zeit pflegte ich “Drop it” zu sagen, wenn unausgesprochene Dinge gesagt werden sollten.
Ziemlich kurz darauf war einer dieser Momente, und ich sprach meine Unsicherheiten im Umgang mit meiner Nebensitzerin aus. Sofort waren alle wieder voller Enthusiasmus am Gespräch beteiligt, hörten gespannt zu und teilten weitere persönliche Themen.

Am folgenden Nachmittag saß ich in einer anderen Vierer-Runde, in der das Gespräch ähnlich verlief. Eigentlich wollten gerade alle gehen, bis ich das Thema Anziehung - für das ich mich damals eher schämte - zwischen mir und einer Freundin ansprach.
Nun ja, was soll ich sagen … Wir vier kamen zur abendlichen Gemeinschaftsrunde über eine Stunde zu spät.

Da sich unsere Gemeinschaft unter anderem dadurch auszeichnete, dass wir uns auf der zwischenmenschlichen und persönlichen Ebene ständig weiterentwickeln wollten, schauten wir die Gespräche rückblickend genauer an.
Wir fragten uns: Was macht diese Gespräche denn so intensiv, spannend und sorgt für solch eine tiefe Verbindung?
In der folgenden Nacht, als Simon vorschlug daraus ein Spiel zu machen, entstanden die ersten Karten. Die ersten Themenkarten waren “Unsicherheiten”, “Projektion”, “Trigger” und “Anziehung”. Darüber hinaus gab es auch paar Extrakarten: „Nehm’ ich dir nicht ab“, “Drop it” und “Seher*in”.
Der Impuls dieses Abends bewegte unsere Gemeinschaft die nächsten Wochen, und wir führten endlose nachtfüllende Gespräche. Das Spiel entwickelte sich weiter. Es kamen neue Themenkarten (Dropkarten) dazu (“Sympathie”, “Lüge”, “Angst”, “Schattenseiten”, “Wünsche” …) und aus der „Nehm’ ich dir nicht ab”-Karte entwickelten sich die Feedback-Karten, wie z. B. „Was denkst du gerade?“, „Du schweifst vom Thema ab!“, „Wollen wir darüber sprechen?“.
Aus Papierschnipseln wurden Pappkarten, und aus Pappkarten wurden kleine bemalte Kunstwerke. Damals war das Motto und der Spielname noch „Drop it“.
Diesen durfte ich später allerdings aus markenrechtlichen Gründen nicht benutzen. Was dann nach einem Jahr über die Namen “The Drop”, “Drop’t” und “Sensircle” hin zu dem von mir so herbei gewünschten Volltreffer “Droptalk” führte.

NUN ETWAS PERSÖNLICHER

Angetrieben durch meinen Durst nach ehrlichen und authentischen Verbindungen habe ich mich zweifellos in dieses Spiel verliebt. Ständig versuchte ich es mit allen zu spielen und auf Biegen und Brechen alles rauszuholen.
In dieser noch unausgearbeiteten Idee sah ich ein enormes Potenzial, dass ich unbedingt erforschen und aufdecken wollte.
Als die Zeit in der Gemeinschaft vorüber war, machte ich es zu meiner Herzensaufgabe, dieses Spiel den Menschen in zugänglicher und professionell ausgearbeiteter Form zu “schenken”. Auf der Suche nach Klarheit darüber, was das Spiel im Kern ausmacht, wofür es am besten dienen kann, und wo sein größtes Potenzial liegt, ging es ganz schön auf und ab. Dieser Prozess brauchte über zwei Jahre. Währenddessen habe ich mein zweites und drittes Lehrjahr und erstes Arbeitsjahr in einem 2-Sterne-Restaurant als Koch verbracht. Das machte die Sache nicht gerade einfacher, aber die Gastro war ein klasse Spielfeld, um meine neu gewonnenen Kommunikationsfähigkeiten und Werte zu prüfen und zu festigen. Ich habe die Menschen in der Gastronomie auf eine eher herbe Art als direkt, aber selten als achtsam wahrgenommen. Die Corona-Zeit hat die Entwicklung eines Spieles für soziales Miteinander allerdings nicht gerade unterstützt. Tiefe Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen waren Mangelware. Die Spielentwicklung hat mir meistens sehr gut getan, denn durch das Spiel und den ständigen Wunsch, es weiter zu entwickeln, kam es immer wieder zu sehr tiefen Begegnungen, Gesprächen und Momenten mit anderen.

Inzwischen ist ein auf inhaltlicher und struktureller Ebene professionell ausgearbeitetes Spielkonzept als auch ein ästhetisches Kartenspiel entstanden!
Droptalk ist über die letzten drei Jahre zu meinem absoluten Herzensprojekt geworden, hinter dem ich zu 100% stehen kann. Das macht mich unheimlich glücklich! Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und gibt mir alle nötige Energie, um das Projekt mit voller Kraft weiter zu bewegen. Die englische Version gibt es bereits als Prototyp, und weitere Versionen sind auf einem sehr fruchtbaren Weg:
Intimicy-Edition: Tabus, Grenzen und Intimität
Stranger-Edition: Für Fremde / neue Bekanntschaften

In Verbundenheit,

Michi